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Geschichten von Moorarbeit
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Über Arbeit im Moor
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Vor vielen Jahren haben Menschen mit Ochs und Karre Moorland trocken gelegt. Das waren die Moorkolonisten, die Schinderei war kaum erträglich für Mensch und Tier. Wir können uns nur bedingt in diese harten Lebensbedingungen hineinversetzen, trotz gelungener Dokumentation und Orten des Gedenkens.
Damals versuchte man durch ein gegebenes Recht auf Nutzung von brachliegenden Land die schwere Arbeit für Moorarbeiter attraktiver zu machen. Betrachtet man das kritisch, sieht man dieses Recht nur als eine weitere Fessel an den Arbeitgeber.
Widrige Lebensumstände bleiben nun mal widrig. Hält man Menschen in großer Abhängigkeit, muss man doch mit unlauteren Mitteln Selbständigwerden verhindern. Was kann man davon denn schönreden!
Okay, gut, mit dieser kaum zu ertragenden Armut ist’s lange her. Jetzt lebt man hier, an Ort und Stelle, viel besser. Das Leben ist von großer Naturschönheit umgeben, dafür ist man dankbar. Sollte man aber auch für eine positive Entwicklung, die durch unmenschlich harte Arbeit erst ermöglich wurde, dankbar sein?
Man hat nun mal unschöne Gedanken, steht man mit seinen Schuhen im Schlamm, und kalter Wind weht einem um den Kopf. Man klappert nur noch in sich rein und denkt – fast all das für flächendeckenden Mais und Raps? Ein Dankeschön dafür? Nein, nicht dafür! Dann muss man aber doch auflachen, sieht seine Silberschuhe und fühlt den Kaschmir am Hals.
Das kleine Herz will aber nicht Danke sagen! Es wehrt sich sogar dagegen. Dieser ausgesprochene Dank würde doch kaum die Ärmsten der Armen erreichen. Aber sicher die Vorgesetzen, die die Erfolge und damit eine positive Entwicklung für die Region alleine für sich fast genommen haben. Sie haben dafür Bedingungen und Rahmen gesetzt, die mageren Gestalten zu Höchstleistungen angetrieben. Über das Elend von Kindern, Frauen, Alten hat man hinweggesehen.
Trotzdem tragen diese Leute die volle Verantwortung, dass für Moorarbeit alles nur äußerst knapp im Leben laufen konnte. Ja, gut, viele von den Moorarbeitern haben überlebt, Kinder gezeugt und die dann selber mit drastischer Härte in‘s Leben gebogen. Das hat man von oben gut geheißen und sie dafür gesegnet.
Und mit dem abgesegneten Manpower konnten hier viele schöne Dörfer mit kleinen Kirchen wachsen. Die Nachgeborenen wissen das zu schätzen, ja, uns ist in Folge davon doch ein angenehmes Leben möglich gemacht. Aber wir wollen nicht vergessen, was man einst den Moorarbeitern zugebilligt hat, war zum Sterben zu viel, war aber zum Dahinvegetieren ausreichend.
Vielleicht sollte man doch Danke sagen, denn keiner konnte verhindern, dass von der Moorarbeit viel dokumentiert werden konnte. Wir können uns nun selber eine realistische Vorstellung bilden. In uns kann so ein würdigendes Bild der Lebensumstände von Moorarbeitern entstehen.
Hätten die Vorgesetzten aber doch ein Schaf oder eine Ziege den armen Menschen zum Leben gegeben; ihnen Brot, Fleisch und Gemüse auf den Tisch gestellt und den Frauen Holz vor die Tür; die Kinder früh in Lesen und Schreiben unterrichtet; den Männern Mütze, Schal und warme Schuhe bereitgestellt. Man hätten damit viel Gutes für die Menschen getan und dann, wie treu und fleißig wären die Moorarbeiter erst dann gewesen!
Wäre das überwiegend so gelaufen, könnte man doch allen Menschen im Moor von Herzen ein Dankeschön sagen! Und wie stolz wäre man noch auf so eine gemeinsame Leistung!
Aber ‚Dat is, so as dat is‘!
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Literatur
Jeschke & Succow: Deutschlands Moore. Ihr Schicksal in unserer Kulturlandschaft.
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(Für konstruktive Kritik:
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