Foto: H.J. Rietberg
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Geschichten von Jahreszeiten
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Herbst
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Gerade jetzt kann man voll schöner Wehmut sein. Das geht ganz leicht, sitzt man auf einem weichen Stuhl und liebt und pflegt sein warmes Glück-Verzicht-Vorbei-Gefühl.
Gott sei Dank hält man das keine allzu lange Strecke durch.
Warum das so ist? Ich weiß es nicht.
Was auch nicht geht, mit all seiner eig’nen Kraft nur einen einzigen Gedanken vom nächsten Sonnen-Sommer festgezurrt zu halten. Alles davon fliegt doch mit weiter Flügelspanne und ist ganz frei.
Und auch das: Nun will man die nächste Sommer-Pracht mit all dem, was einen aufgemöbelt hat. Hat man’s gut verstanden, wünscht man’s nur mit seinem eig’nen Glanz herbei.
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Vorschlag: Goutiere doch Herbstgedichte!
Hier kommt eins von Eduard Mörike (1804-1875)
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Septembermorgen
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Im Nebel ruhet noch die Welt.
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.
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