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” … Aber damit begeben wir uns nun keineswegs des Rechts, andersgeartete Menschen, weibliche Menschen zu sein. Es wird uns nicht einfallen, unser Frauentum zu verleugnen, weil wir in die politische Arena getreten sind und für die Rechte des Volkes mitkämpfen.” (Zitat aus der Rede von Marie Juchacz (1879-1956) vor der Weimarer Nationalversammlung, am 19.02.1919)

Geschichten von Hausverehrung
Weltfrauentag am 8. März 2019

 

Marie Juchacz

und ihre Geschwister hatten großes Glück mit ihren Eltern Henriette und Theodor (Beruf: Zimmermann). Man kann vermuten, hier wurde bereits ein tiefes Grundverständnis von solidarisch-demokratischen Handeln gelebt. Die Eltern wirtschafteten sorgsam, so dass ihre Kinder nicht durch Kinderarbeit zum Lebensunterhalt beitragen mussten. Ihnen stand die weitreichende Bedeutung von Bildung klar vor Augen. Sicher hätten sie einem ihrer Kinder einen höheren Schulbesuch ermöglicht, dazu reichten ihre finanziellen Mittel aber nicht.

Marie J. teilte das Schicksal vieler Mädchen:
Sie war Dienstmädchen, Fabrikarbeiterin, Pflegekraft in einer Heil- und Pflegeanstalt und arbeitete als Schneiderin (abgeschlossene Ausbildung). Sie heiratete den Schneidermeister, bekam zwei Kinder, ließ sich scheiden, war dann Alleinerziehende.
Alles davon zeitlos!
Zeitlos und nicht gewöhnlich: Sozial zu denken, zu handeln, dabei mögliche Folgen zu erkennen und  Lösungen einzuplanen. Die Arbeitsethik von ihr und ihrer Schwester Elisabeth, die immer an ihrer Seite stand: Arbeit fachlich richtig und kompetent zu leisten.

Während des Ersten Weltkriegs arbeitete Marie J. in einer ‘Heimarbeiterzentrale’ (Berlin), die sich durch Lotterien, Sammlungen, Nähstuben, Suppenküchen selbst finanzierte. Eine praktizierte ‘Hilfe zur Selbsthilfe’. Marie J. dachte und lernte politisch zu handeln. Sie wurde gefragte Versammlungsrednerin.
Beide Schwestern, Marie und Elisabeth Juchacz, zogen als SPD-Abgeordnete in die Nationalversammlung ein. Am 19. Februar 1919 stand Marie J. als erste Frau auf der Rednertribüne und begann ihre Rede mit “Meine Herren und Damen”. Das brachte Abgeordnete zum Lachen.
Am Ende des gleichen Jahres wurde die Arbeiterwohlfahrt (AWO) von Marie J. und anderen Gleichgesinnten ins Leben gerufen. Die Grundwerte waren (sind) Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit. Heute würde man von Qualitätssicherung sprechen.

Sozial schlechter Gestellte wurden von der Organisation vielfältig unterstützt. Für viele Menschen begann nun ein besseres Leben. Nicht nur das, die Unterstützungen begünstigten die Entwicklung zu eigenständig denkende und mutige Wesen. Ein gefährlicher Machtfaktor entstand! Das bedeutete Bedrohung für das Unrechtsregime, unter starken Repressalien löste es die Organisation 1933 auf.
Der 60-jährige Marie J. gelang die Flucht nach New York. Hier baute sie eine Wohlfahrt auf, die den Menschen Hilfe im Exil gab. Später orgnisierte Marie J. Care-Pakete für Menschen im Nachkriegsdeutschland.
1949 kehrte sie nach Deutschland zurück, als Ehrenvorsitzende begleitete sie den Wiederaufbau der AWO.

Jede Zeit hat ihre großen Menschen.
Wir können ihr Leben ‘studieren’ und uns inspirieren.
Eins davon, das Leben der Marie Juchacz.

Wie leicht für uns, ein selbstverantwortetes Leben zu führen.
Dafür darf man dankbar sein.

 

 

(vgl. andere Beiträge hierzu unter ‘Weltfrauentag’ (Type to Search))