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Geschichten vom Hausbäcker
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Tapas
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Trotz Wind und Nieselregen zum Hafen gelaufen. Dieser Ort ist wichtig, geht’s hier doch in die weite Welt.
Auf dem Weg zum alten Anleger steht ein kleines Bistro. Es ist wie ein Tor in ferne Länder. Sofa und Stühle von Second Hand, auch die viel zu kleinen Tische. Die Bedienung flink, im Raum Musik und Lachen.
Der Chef bringt die Karte. Seine Arme sind mit schwarzbunten Tatoos lückenlos zersetzt. Das ist Usus, wir leben in 2025. Die Haare, sein Bart, die Kleidung – alles schwarz. Das ist Usus, 2025 gefällt’s. Der Mann hat eine warme, dunkle Stimme, seine Augen haben Zauberkraft. Sie funkeln in den Raum und bringen goldenes Licht. Die Verständigung warmherzig und locker. Man spricht Englisch.
Vom Sofa aus kann man direkt auf die Straße sehen. Eine Frau führt einen gelben Hund an der Leine. Das Tier ist hochgewachsen und sitzt in einem knochigen Gestell. Es bewegt sich leise und will unter keinen Umständen auffallen. Kommt wohl aus Bulgarien.
Das mit dem Hund war schön. Er hat gelächelt und den Blick gespiegelt. Wir dann richtig gelacht, als die Tapas kamen.
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Das hat den Hausbäcker inspiriert:
Gekochte Kartoffeln wurden halbiert und in einen Topf geschichtet. Über jede Lage eine Butter-Petersilie-Knoblauch-Sauce, geriebenen Käse und Oliven gegeben. Dann alles in einem bedeckelten Topf warm gehalten.
Porree, Zwiebeln und Bohnen wurden mit Gemüsebrühe bestreut und köchelten kurz vor sich hin.
Dann Eier in eine Pfanne geschlagen, eng knoblauchbespicktes Paprikagemüse darauf verteilt, alles in wenig Butter gebacken.
Zuletzt Graubrot mit Olivenöl/Knoblauch bestrichen und kurz gebraten.
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Die verschiedenen Happen machten sich auf einen weißen Teller schön, der Rand wurde mit Feldsalat drapiert.
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Danach kam das vom Vortag noch übrig gebliebene Stückchen Apfelkuchen mit Streuseln und Sahne auf den Tisch. Bei der Streuselherstellung wurde eine Tüte Puddingpulver berücksichtigt. Das hab‘ ich mal aufgeschnappt, nun umgesetzt und tatsächlich, es schmeckt.
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Als die Hausküche klar war, habe ich mich noch ein Weilchen hingesetzt und Brainstorming gemacht. Dabei ‚In The Morning Of My Life‘ mitgesungen. An die schönen Augen, die bemalten Arme und den gelben Hund gedacht. Hier alles im Flow. Hoffentlich läuft’s für die Frau, den Mann, das Tier auch gut.
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Hören:
Esther und Abi Ofarim: In The Morning Of My Life
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(bei konstruktiver Kritik:
info@glorias-lifestyle.de)