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Für Euch, für die Demokratie: Seid Menschen!

Zitat von Margot Friedländer (geb. 5.11.2021, Berlin)

engagierte Bürgerwissenschaftlerin

(so charakterisiert im Rahmen der Verleihung der Ehrendoktorwürde

der Freien Universität Berlin, 2022)

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Geschichten von Ausnahmemenschen

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Margot Bentheim

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Ausnahmemenschen besitzen über das Maß hinaus Mut, Stärke, Selbstvertrauen. Das besondere an ihnen, sie haben über das Maß hinaus deutlich viel Glück.

Alles davon zeigt sich und arbeitet in Extremsituationen für sie und lässt sie überleben. Danach kommt ihr eigenes, normale Leben.

Dass das so ist, ist ein großes Wunder. Das ist viele Jahrzehnte später auch nachvollziehbar für die Kinder und Kindeskinder, das sind wir, die Nachfahren eines menschenverachtenden und menschenvernichtenden Systems.  

Was ist Zeitzeugen (Ausnahmemenschen) gemeinsam, was macht einen Zeitzeugen aus?

Hier ein kurzer Erklärungsversuch:

Diese Menschen sind in ihrer eigenen Tradition tief verwurzelt. Daraus schöpfen sie Kraft. Dass sie die Zeit der Unmenschlichkeit überlebt haben, ist für sie Verpflichtung, nämlich ihr eigenes Leben aus persönlicher Sichtweise heraus erklärbar und nachvollziehbar zu machen.

Damit erfüllt der Zeitzeuge einen Auftrag: durch die Erzählung seiner individuell erlebten Geschichte, die er in den Unrechtstaat mitten hinein verortet, gibt er den Nichtüberlebenden, den Toten, ein Gesicht. Das ist seine Verpflichtung, das sein Auftrag.

Mit seinem Erlebten bildet er eine einmalige, bedeutende Geschichts-Quelle. Seine und die allgemeine Motivation sind: Nichts darf vergessen werden! Nichts davon darf sich jemals wiederholen!

Treffen wir auf einen Zeitzeugen, z.B. als Zuhörer oder Leser, sind wir stark berührt und reagieren in der Regel emotional.

Geschichte ist nun individuell erlebte Geschichte, sie hat einen Namen, ein Gesicht. Das bewegt, zumal wird sie von einem Menschen erzählt, der über hundert Jahre alt ist. Es greift ans Herz, einen Menschen zu sehen, der nach grauenvoll Erlebten nicht hasst. Die uralte Dame Margot Friedländer, um die es hier geht, ist klar, warmherzig, mitfühlend. Sie ist echt, ganz Mensch ist sie.

Wir empfinden Dankbarkeit und Freude. Wir teilen eine gemeinsame Grundüberzeugung: Wir leben in einem schützenswerten Staatsgebilde, der Demokratie. Dafür sind wir auch dankbar, leben bewusst in ihr und positionieren uns klar und deutlich Andersdenkenden gegenüber. Das ist unser Auftrag, das ist unsere Pflicht. In unserem Land darf von Zeitzeugen nichts vergessen werden! Nichts von ihrer erlebten Geschichte darf sich jemals wiederholen!

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Literaturhinweis:

Margot Friedländer mit Malin Schwerdtfeger: Versuche, dein Leben zu machen.

Film:

Ich bin! Margot Friedländer. Dokudrama.

Drehbuch: Hannah und Raymond Lay. Ufa Documentary im Auftrag des ZDF, 2023